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Yoga und Pilates – was ist der Unterschied?

Vor 10 Jahren war Pilates sehr breit verbreitet – und Yoga erst am aufkommen. In der Zwischenzeit hat es sich verändert. Yoga ist verbreiteter und Pilates weniger. Für Aussenstehende ist es dann oft schwierig, den Unterschied zwischen Yoga und Pilates zu sehen. Schnell könnte man zum Schluss kommen, dass Pilates fast dasselbe ist wie Yoga. Schliesslich wird auch sehr konzentriert die Bewegung ausgeführt, meistens auch fliessend, und auf die Atmung geachtet.

 

Pilates und Yoga: Alter Wein in neuen Schläuchen? Nein, ganz und gar nicht.

Yoga und Pilates unterscheiden sich grundlegend voneinander. Aber lasst uns zuerst die Gemeinsamkeiten anschauen:

 

Yoga und Pilates: Die Gemeinsamkeiten

  • Bewusste, achtsame Bewegungsausführung
  • Kontrollierte Atmung (mit Unterschieden!)
  • Fliessende, ruhige Bewegungen
  • Gewisse kräftigende und dehnende Übungen sehen ähnlich aus

Das wär’s dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede sind, wenn man sich ein bisschen auskennt, sehr gross:

 

Unterschied zwischen Yoga und Pilates, Nr. 1: Herkunft, Sinn und Zweck

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Yoga ist sehr, sehr alt. Und spiritueller Herkunft.

Der Yoga ist mehrere Tausend Jahre alt und wurde über die Jahrtausende stetig verändert und weiterentwickelt. Yoga ist nicht nur Körperertüchtigung, sondern beinhaltet ein ganzes System, Philosophie und Übungen, um das Ziel, die spirituelle Weiterentwicklung, zu erreichen.

 

Pilates ist jung. Und rein auf den Körper fokussiert.

Pilates hingegen wurde von Joseph Hubertus Pilates in den 1960er Jahren erfunden. Pilates war dabei als Rehabilitations- und Stärkungstraining (insbesondere für Soldaten / Tänzer) gedacht und hat keinerlei meditative oder spirituelle Komponenten.

 

Unterschied zwischen Yoga und Pilates, Nr. 2: Fokus der Ausübung, Integration des Atems

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Yoga ist achtsam im Moment sein, den Atem beobachten, Aufmerksamkeit nach Innen richten. 

Beim Yoga liegt der Fokus der Ausübung auf das Wahrnehmen des Körpers, des Geistes, des Moments. Im Vinyasa und Ashtanga Yoga ist der Atem das taktgebende Element. Die Bewegung wird auf den Atem synchronisiert. Und es ist gewünscht, dass der Atem dabei stets ruhig und fliessend passiert – und nicht gepresst. Zudem sind die Yoga-Positionen nicht rein zur muskulären Stärkung gedacht, sondern steigern auch die Beweglichkeit und die haben oft auch feinstoffliche Energieveränderung zur Folge. Der Atem ist auch sonst sehr wichtig im Yoga: Pranayama, die Atemübungen sind reine energetische Atemübungen, welche eine tragende Rolle spielen. Meistens wird dabei durch die Nase ein- und ausgeatmet, selten durch den Mund. Der Atem ist sanft, wie ein Meeresrauschen. Das Ausatmen wird beim Asthanga und Vinyasa Yoga dabei verlängert durch die sogenannte Ujayii Atmung.

 

Pilates: präzise Muskelsteuerung, bewusste Bewegungsausführung, zweckmässige Atmung.

Beim Pilates liegt der Fokus auf die Präzision der Ausführung an und die bewusste Wahrnehmung der Muskeln, welche die Bewegung ausführen. Insbesondere die tieferliegenden Muskelschichten werden angesprochen und bewusst angesteuert. Das Einatmen durch die Nase wird VOR der Übungsausführung gemacht, das Ausatmen durch den Mund WÄHREND der Übungsausführung. Da die Ausatmung durch die geöffneten Lippen / durch den Mund passiert, ist die Einatmung verlängert und die Ausatmung verkürzt (also genau im Gegensatz zum Yoga).

 

Unterschied Nr. 3: Der Aufbau der Lektion

Abgesehen von einigen ähnlich anmutenden Übungen gibt es auch im Lektionsaufbau von Yoga und von Pilates grosse Unterschiede.

 

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Yoga: Das Zur Ruhe bringen der geistig-emotionalen-seelischen Vorgänge (Yogas citta vritti nirodaha)

Beim Yoga wird der Fokus auf die Achtsamkeit auf den Moment gelegt. „Wie fühlt sich dein Körper jetzt an?“ „Lass den Alltag hinter dir, nimm wahr wie du dich jetzt fühlst.“ – das sind typische Aussagen im Yoga. Oft wird auch mit einer Pranayama Technik oder mit einer Meditation gestartet, um ganz im Hier und Jetzt anzukommen und alles andere loszulassen.

 

Das Dehnen spielt ebenso eine Rolle. Nicht nur um der Muskulatur willen, sondern auch, um die Teilnehmer/innen wieder zu entspannen und zur Ruhe zu bringen. Allgemein ist das Zur Ruhe bringen des Körpers, Geistes und Emotionen das grosse Ziel des Yoga.

 

Am Schluss findet meist ein sogenanntes Shavasana, die Totenstellung oder auch Schlussentspannung, statt. Den Teilnehmer/innen werden Minuten der Stille im Liegen geschenkt. Von wenigen Minuten bis zu 20 oder gar 30 Minuten. Deswegen dauern Yoga-Lektionen oft auch länger.

 

Pilates: Zweckmässig, Körperfokussiert

Die Lektion ist mit dem Fokus auf die Muskelgruppen aufgebaut – welche Muskelgruppen möchte ich stärken / dehnen? Die Achtsamkeit wird auf die Muskulatur und die Ausübung der Bewegung gelegt. Shavasana ist kein Bestandteil von Pilates, ebensowenig wie Meditation oder Pranayama. Es findet keine Introspektion / Selbstreflexion statt.

 

Unterschiede zwischen Pilates und Yoga: Fazit

Ich würde sagen, dass Pilates sehr gut ist, um die Haltemuskulatur, die tieferliegende Muskulatur, den Beckenboden und den Core zu trainieren. Es ist auch ein Einstieg in die Achtsamkeit, da die Aufmerksamkeit auf die Ausführung der Übungen gelegt wird und ein bisschen mit der Atmung gearbeitet wird. Bestimmt sind folgende Faktoren entscheidend für den Erfolg:

  • Straffer Bauch als Erfolg
  • Ruhige Ausübung der Bewegungen
  • Fliessende, ruhige Bewegungen
  • Fokussiertes Arbeiten

 

Was Yoga hingegen kann ist:

  • Steigerung der Beweglichkeit (des gesamten Körpers)
  • Steigerung der Kraft des ganzen Körpers (kein Fokus nur auf das Powerhouse), also auch Arme, Beine, Rücken – bis hin zu akrobatischen Übungen
  • Erhöhte Achtsamkeit – nicht nur auf die Bewegungsausführung, sondern auch auf die eigene Gefühlts- und Gedankenwelt.
  • Loslassen lernen.
  • Sich nicht messen mit links oder rechts
  • Energetische / feinstoffliche Veränderung
  • Erhöhte Atemkapazität durch Pranayama
  • Geist und Emotionen werden ruhiger (durch Pranayama und Meditation)
  • Entspannung und Gelassenheit schenken
  • Emotionale Stabilität, erhöhte Stressresistenz und Resilienz durch Meditation

Beide Stile haben ihre Berechtigung. Wenn man weiss, was man bekommt (oder eben nicht), kann man auch entsprechend aussuchen.

 

Literaturtipp: Yoga oder Pilates: Was passt zu mir?